Tierwohl ist Fleischqualität. Und das ist wissenschaftlich bewiesen.
Die Forderung nach mehr Tierwohl in der Schweinehaltung seitens Politik, Tierschutzverbänden und Bevölkerung steigt. Viele Studien beschreiben hohe Gesundheitsbelastungen für die Tiere, wobei vor allem Kannibalismus, Gelenksschäden und Lungenerkrankungen Probleme der konventionellen Massentierhaltung darstellen. Dennoch werden in Deutschland nur ca. 1,5% der Schweine ökologisch gehalten. Die Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch steigt, wenn auch nur langsam.
Wir bei Land.Luft setzen uns massiv für mehr Tierschutz und eine angst- und stressfreie Schlachtung ein. Hierfür haben wir unser Schlachtmobil entwickelt. Welche Auswirkung die Schlachtung direkt auf der Weide hat, hat 2019 Hanna Wullinger-Reber in ihrer Dissertation an der LMU München bei Univ.-Prof. Dr. Dr. habil. Manfred Gareis erforscht. Ihre Disseration "Mobile Schlachtung von Schweinen aus Freilandhaltung: Tierschutz, Fleischqualität und Lebensmittelsicherheit." ist lesenswert.
Hier ein Auszug aus der Arbeit: "Die mobile Schlachtung beschreibt eine Schlachtung am Hof oder auf der Weide, ohne Lebendtransport der Tiere zum Schlachthof. Sie gilt als Verknüpfung von Tierwohl und Fleischproduktion. In Niederbayern, im Landkreis Rottal-Inn, startete 2016 ein Projekt, in dem eine Verknüpfung der Freilandhaltung von Tieren mit einer mobilen Schlachtung auf der Weide angestrebt wurde. Es handelte sich hierbei um ein komplett geschlossenes System mit Geburt, Aufzucht, Mast, Schlachtung und Verarbeitung im selben Betrieb. Die Motivation für dieses Projekt war das Engagement für mehr Tierwohl in Verbindung mit dem Lebensmittel Fleisch. [...]
Über die mobile Schlachtung von Schweinen liegen bislang wenig Erkenntnisse vor. In einem Projekt zur alternativen Haltung von Schweinen im Freiland kam ein speziell hierfür entwickelter mobiler Schlachtanhänger mit der erforderlichen EU-Zulassung zum Einsatz. Mit diesem sollte die Betäubung mit Elektrozange und Entblutung der Mastschweine direkt auf der Weide, ohne dass die Tiere einem vorherigen Transportstress ausgesetzt sein sollten, erfolgen.
Ziel der [...] Arbeit war es, die mobile Schlachtung von Schweinen wissenschaftlich zu begleiten, unter den Aspekten Tiergesundheit, Tierschutz, Tierwohl, Fleischhygiene und Lebensmittelsicherheit sowie Fleischqualität zu beurteilen und entsprechende Empfehlungen zu erarbeiten. Zu diesem Zweck wurden insgesamt 66 Mastschweine der Rassenkreuzung Schwäbisch-Hällisches Schwein/Duroc aus ganzjähriger Freilandhaltung an 11 Schlachttagen zwischen November 2017 und März 2018 in die Untersuchung einbezogen. Das Schlachtalter lag bei 7 bis 9 Monaten. Tierwohl- und Tierschutzprobleme wie das Auftreten von Technopathien (u.a. akzessorische Bursen und Klauenverletzungen) und Verletzungen durch Kannibalismus (Schwanzbeißen), die bei Mastschweinen aus konventioneller Haltung beobachtet werden können, wurden bei den 66 Tieren dieser Studie nicht festgestellt. Die Funktionseinheit mobiler Schlachtanhänger mit nahegelegenem Schlacht- und Zerlegebetrieb ermöglicht eine nahezu völlig stressfreie Schlachtung der artgerecht gehaltenen Tiere. Dies lässt sich durch die Befunde der visuellen tierärztlichen Beurteilung der Schlachttiere und durch die Ergebnisse der Messungen von Stressparametern belegen: der Median der Laktatwerte im Blut der geschlachteten Tiere lag bei 1,5 mmol/l. Für die Differenz der Cortisolwerte in Speichelproben bei jeweils gleichen Tieren im Ruhezustand und unmittelbar vor der Schlachtung wurde ein Bereich von -0,305 bis 0,114 μg/dl (n = 20 Tiere) gemessen. Wichtigste Voraussetzungen für eine weitestgehend stressfreie Schlachtung mit dem mobilen Schlachtanhänger sind eine ausreichende Anzahl von geschultem Personal, eine frühzeitige Adaptation der Schweine an den Anhänger, sowie die Vermeidung von Einzelseparierungen der Tiere unmittelbar vor der Betäubung. Diese Maßnahmen sind, wie im Projekt demonstriert werden konnte, problemlos umsetzbar. Die zulässige Zeitspanne von maximal 10 Sekunden zwischen Betäubung und Liegendentblutung wurde bei allen Schlachttieren immer eingehalten und damit einem wesentlichen Tierschutzkriterium Rechnung getragen. 134 Die Prozesshygienekriterien gemäß VO (EG) Nr. 2073/2005 (Oberflächenbeprobung von Schlachtkörpern auf die aerobe mesophile Keimzahl, Enterobacteriaceae und Salmonellen) wurden durchgehend erfüllt. Eine Zeit von über einer Stunde zwischen Entblutung und Ausweidung eines Tieres wirkte sich nicht negativ auf die Prozesshygiene, Fleischqualität und Keimbelastung der Organe aus. Bei der visuellen Fleischuntersuchung erwiesen sich alle Lungen (n = 66) als unauffällig und genusstauglich. 64 Lebern waren ebenfalls genusstauglich und ohne Auffälligkeiten. Verworfen werden mussten 2 Lebern aufgrund von 'milkspots', die als Folge eines vorausgegangenen Befalls mit Ascaris suum zu erkennen waren. Die Fleischqualität wurde über Messungen des pH-Wertes (Median pH45: 6,59), der Leitfähigkeit (Median LF45: 3,90) und Tropfsaftverlustes (Median TSV: 1,90%) bestimmt und konnte auf Basis dieser Daten als durchwegs sehr gut beurteilt werden. Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse dieser Studie, dass mit der mobilen Schlachtung von Schweinen aus Freilandhaltung sämtliche Anforderungen an Tierschutz, Tierwohl, Lebensmittelsicherheit, Fleischhygiene sowie Fleischqualität aus tiermedizinischer und hygienischer Sicht erfüllt und auch rechtskonform umgesetzt werden können."
Danke, liebe Frau Dr. Wullinger-Reber. Mit Ihrer Arbeit bestätigen Sie unser Credo: Tierwohl ist Fleischqualität.
Link zum „unser Land“ Beitrag: https://youtu.be/bltSRjVg3EQ
Link zur Dissertation: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/23922/